Meinung und Satire
Rund um die Psyche
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Beispiele für Persönlichkeitsstörungen

Klassifiziert werden Persönlichkeitsstörungen über die vorherrschenden Verhaltensmuster, die zu typischen Kategorien zusammengefasst sind. Die Frage, wieviel unterschiedliche Persönlichkeitsstörungen es gibt, kann nicht beantwortet werden.  Manche Schätzungen gehen bis zu 200, allerdings zeigen sich in der Praxis etwa 10 vorherrschende Kategorien, die sich aber nicht gegenseitig ausschliessen und teilweise überschneiden. Anschliessend ein kurzer Überblick über  wesentliche Kategorien von Persönlichkeitsstörungen gem. ICD1O/DSM IV. Dabei kann nach DSM IV, dem amerikanischen Psychiatriestandard, noch mal in drei übergeordnete Bereiche eingeteilt werden.
Ansonsten siehe auch Übersicht wesentlicher Persönlichkeitsstörungen.                                    

                         1)sonderbare Persönlichkeitsstörungen:

Hierunter fallen sonderbare oder exzentrische Verhaltensweisen, die zumindest teilweise Nähen zur Schizophrenie aufweisen wie  extremes Misstrauen, sozialer Rückzug, kognitive und Wahrnehmungseigentümlichkeiten. Die Betroffenen begeben sich nur selten in Behandlung, Die Therapie ist oft erfolglos.

-paranoide Persönlichkeitsstörung:
Hauptmerkmale sind Misstrauen und die unberechtigte Neigung, die Handlungen anderer als absichtlich erniedrigend oder bedrohlich zu sehen. Darauf reagieren sie mit Wut und anhaltendem Groll. Weil sie allen unterstellen, ihnen schaden zu wollen, scheuen sie enge Beziehungen. Sie sind vorsichtig und reaktionsbereit, immer in der Erwartung betrogen und ausgenutzt zu werden, zweifeln z.B. ständig an der Treue des Ehepartner. Es besteht eine hohe Empfindlichkeit gegenüber Kritik, sie können eigene Fehler schwer erkennen,  suchen die Verantwortung für Fehler bei anderen, sind gegenüber deren Schwächen und Fehlern aber sehr kritisch. Es besteht eine Tendenz zu stark überhöhtem Selbstwertgefühl. Oft sind sie streitsüchtig und starrsinnig, oder aber sie reagieren resigniert und hilflos.
Nach aussen wirken sie meist humorlos und gefühllos, während ihr eigenes Erleben von ständiger Verletztheit geprägt ist.

-schizoide Persönlichkeitsstörung:
Sie ist geprägt durch Gleichgültigkeit gegenüber sozialen Beziehungen und eingeschränkte emotionale Erlebnis- und Ausdrucksfähigkeit. Soziale Kontakte werden vermieden, weil die Betroffenen es vorziehen, alleine zu sein. Sie sind typische Einzelgänger, reserviert, scheu, leben zurückgezogen und verschlossen. Sie sind wenig interessiert an Freundschaften, Bekanntschaften und sexuellen Beziehungen. Schizoide Persönlichkeiten zeigen selbst in besonderen Situationen nur selten ihre Gefühle, wirken kalt, humorlos oder langweilig und werden oft ignoriert. Auch Lob oder Tadel werden gleichgültig angenommen. Gesellschaftliche Regeln werden oft nicht erkannt oder befolgt, weshalb sie exzentrisch wirken und es daraus resultierend zu zwischenmenschlichen Konflikten kommt. Ihrer Persönlichkeit entsprechend wählen sie Berufe, die wenig Kontakte zu anderen voraussetzen. Gleichwohl können sie aber stabile, doch distanzierte Arbeitsverhältnisse eingehen.

                    2)Dramatische Persönlichkeitsstörungen:

Die Betroffenen zeigen ein dramatisches, launenhaftes und betont emotionales Verhalten. Sie werden insgesamt häufiger diagnostiziert als die anderen Störungen. Vor allem die dissoziale, antisoziale P-St.( auch als Psychopathie benannt) steht wegen ihrer Auswirkungen auf die Gesellschaft in der Diskussion.
Die Therapieaussichten sind eher ungünstig.

-dissoziale (antisoziale) Persönlichkeitsstörung
Diese zeichnet sich durch verantwortungs- und antisoziales Verhalten und der Missachtung und Verletzung der Rechte anderer Menschen. Es besteht eine niedrige Schwelle für aggressives oder gewalttätiges Verhalten, teils auch gegenüber der eigenen Familie. Soziale Normen und Verpflichtungen werden missachtet und verletzt, weswegen häufig Straftaten begangen werden. Meist besteht eine Unfähigkeit zum Erleben von Schuldbewusstsein oder zum Lernen aus Erfahrung -auch aus Bestrafung. Die Betroffenen können sich nicht in die Gefühle anderer hineinversetzen und wirken herzlos. Eigenes Verhalten wird mit Pseudoargumenten entschuldigt oder bagatellisiert.
Dabei wirken sie oft smart und clever, entfalten einen beachtlichen Charme und sind gewinnend, entschlussfreudig und überzeugend.
Zwar wird im Allgemeinen die Diagnose Persönlichkeitsstörung erst im Erwachsenenalter gestellt, in diesem Fall wird aber davon ausgegangen, das die Störung bereits im jugendlichen Alter (teils noch vor 15 Jahren) beginnt. Typische Anzeichen können sein: Schwänzen, Grausamkeiten gegen Tiere oder auch Menschen, Weglaufen von zu Hause, Legen von Feuer, häufiges Lügen oder Stehlen, Vandalismus, Anstiften von Prügeleien. Bereits in der Kindheit kommt es zum Konsum von Alkohol, Nikotin oder Drogen.

 

-Borderline-Persönlichkeitsstörung:
Das Verhalten ist geprägt von wechselnden, launenhaften Stimmungen zwischen den Extremen und deutlicher Impulsivität ohne Rücksicht auf Konsequenzen. Die Welt wird schwarz-weiß gesehen, es gibt nur entweder-oder ohne Zwischentöne. Die Betroffenen erleben schwere Depressions-, Angst- und Erregungszustände, Wutanfälle und Anwandlungen von Feindseligkeit. Diese Wut kann sich gegen andere oder aber auch gegen die eigene Person richten. Dabei kommt es bei schweren Störungen zu Suizidversuchen und selbstverletzendem Verhalten. Dies äussert sich z.B. in Schnittverletzungen, selbst beigefügten Brandwunden (Zigaretten), extremen Alkohol- oder Drogenmissbrauch, riskanter Fahrweise, Geldverschwendung, anfallsweisen Essstörungen oder gefährlichen sexuellen Kontakten. Die eigenen Ziele, das Selbstbild und die Präferenzen sind instabil, die Beziehung zu anderen unterliegen einem ständigen Wechsel zwischen Idealisierung und Abwertung.
Den extremen Gefühlsausbrüchen steht chronisches inneres Gefühl der Leere und Langeweile gegenüber.

Betroffene über sich: „An einer Borderline-Störung zu leiden, heisst innerlich einsam zu sein, ständig nach Nähe zu suchen und dennoch Nähe nicht ertragen zu können – nie zu wissen, was richtig für mich ist, nie zu wissen, welchen Platz man in dieser Welt hat, weil alles so widersprüchlich ist, weil sich am nächsten Tag alles wieder ändern kann. Vertrauen ist so schwer zu finden. In der einen Sekunde sind alle Menschen böse und greifen mich an, in der nächsten Minute kann ich die Welt umarmen, weil alles so gut ist. Es ist schwierig, ein geregeltes Leben zu führen, weil alles im Kopf im Chaos liegt. Und wenn ich jetzt wieder ins Jammern verfalle, beginne ich mich selbst zu hassen. Niemand kann verstehen, dass man sich selbst so furchtbar, so abstossend findet. Und niemand kann den Wunsch verstehen, einfach nicht mehr da sein zu wollen. Ich möchte nicht als kranker Mensch gesehen werden, weil ich auch noch etwas anderes bin als nur meine Störung. ... Bedeutsam ist auch noch, dass man sich für selbstverletzendes Verhalten nicht schämen muss. Es hilft manchmal, um überhaupt etwas zu fühlen.“

Vor allem bei dieser Störung finden sich im Lebenslauf der Betroffenen traumatische Erlebnisse, Missbrauch, Misshandlungen, gestörte Familienverhältnisse oder soziale Vernachlässigung. Hinzu kommen scheinbar biologische Auffälligkeiten im Bereich der Neurotransmitter, Störungen des Schlafrythmus und eine genetische Disposition. So ist eine erhöhte Auftretenswahrscheinlichkeit innerhalb naher Verwandter zu beobachten.

-narzisstische Persönlichkeitsstörung:
Charakteristisch ist ein durchgängiges Muster von Großartigkeit, Bedürfnis nach Bewunderung und Mangel an Einfühlungsvermögen sowie Überempfindlichkeit gegenüber der Einschätzung anderer. Auf Kritik wird betont emotional reagiert mit Wut,  Scham, kalter Gleichgültigkeit oder extremer Enttäuschung. Im Gegensatz zur Überzeugung ständiger Großartigkeit stehen Phasen tiefer Leere und Depression.
Die eigenen Leistungen und Fähigkeiten werden übertrieben, die Betroffenen sind ständig beschäftigt mit Fantasien grenzenloses Erfolgs, Macht oder Schönheit und sind in übertriebenem Maße von ihrer eigenen Bedeutung und auch der Bedeutung ihrer “einzigartigen”Probleme überzeugt. Von Ihrer Umwelt fordern sie ständige Bewunderung und Aufmerksamkeit, wirken auf Dauer arrogant und hochmütig und sind gleichzeitig sehr wählerisch im Kontakt mit Menschen. Gefühle und Bedürfnisse anderer werden nur oberflächlich wahrgenommen, die eigene Person steht im Mittelpunkt des Denkens. Auf den ersten Blick wirken viele Betroffene charmant und überzeugend, langfristige, stabile Beziehungen sind aber eher selten.

-histrionische Persönlichkeitsstörung.
Kennzeichnend ist eine extreme Emotionalität und gesteigertes Verlangen nach Aufmerksamkeit.
Die Betroffenen zeigen ein theatralisches Verhalten und erwarten ständig Anerkennung, Bewunderung und Lob. Dazu geben sie sich oft attraktiv und verführerisch bis hin zu extrem auffälligem Äusseren, sexueller Provokation oder auch Suizidversuchen. Gefühle werden übertrieben zur Schau gestellt, auch körperliche Beschwerden werden hochstilisiert.
Dabei bleiben sie meist oberflächlich in der Betrachtung ihrer Umwelt, haben ein verzerrtes Bild von der Wirklichkeit, gründen ihre Überzeugung nur auf Äusserlichkeiten und flüchtigen Eindrücken. So sind sie auch leicht beeinflussbar durch andere Personen oder Umstände. In einer Beziehung spielen sie oft eine Rolle wie “Prinzessin” oder “Opfer”.  Dem nach Aussen oft sicher wirkendem Auftreten steht eine ausgeprägte Sensibilität und Verletzlichkeit gegenüber. Sie wirken vielfach eitel, egozentrisch und anspruchsvoll .

                         3) Ängstliche Persönlichkeitsstörungen:

Wesentliches Merkmal ist ängstliches, furchtsames Verhalten. Die Symptome ähneln oft denen depressiver, Zwangs- oder Angststörungen. Die Therapierbarkeit scheint insgesamt etwas besser als bei den anderen Störungen zu sein, wenngleich trotzdem sehr schwierig und langwierig.

-änstlich /vermeidende (selbstunsichere) Persönlichkeitsstörung:
Das Verhalten ist geprägt von Anspannung und Besorgtheit, Minderwertigkeitsgefühlen und extremer Empfindlichkeit gegenüber negativer Bewertung. Die Angst vor Kritik oder Ablehnung geht soweit, das soziale und berufliche Beziehungen, die engere zwischenmenschliche Beziehungen erfordern, vermieden werden. In Gesellschaft verhalten die Betroffenen sich äusserst zurückhaltend aus Angst, zu erröten oder irgend etwas falsch zu machen. Sie halten sich für unattraktiv, unbeholfen und unterlegen, meiden daher auch jedes Risiko aber auch Aktivitäten. Daher haben sie auch nur wenige oder keine engen Freunde obwohl sie sich nach einer engen Beziehung sehnen. Meist fühlen sie sich einsam, leer und depressiv.
Da “Angst” wesentliches Merkmal ist , kann mitunter durch entsprechende Medikamentation mit angstlösenden oder antidepressiven Mitteln zumindest anfänglich geholfen werden, die Symptome stellen sich aber nach Absetzung der Medikamentation häufig wieder ein.

-abhängige (asthenische,dependente) Persönlichkeitsstörung:
Hauptmerkmal ist die Selbstwahrnehmung als hilflos, abhängig und inkompetent und die Überlassung von Verantwortung an andere. Die Betroffenen sind kaum in der Lage, eigene Entscheidungen zu treffen. Auch Alltagsentscheidungen können ohne Rat und Bestätigung von anderen kaum noch bewältigt werden. Daher klammern sie sich oftmals an enge Freunde oder Verwandte, aus Furcht, auf sich selbst angewiesen zu sein. Viele halten sogar an Beziehungen fest, in denen sie körperlich oder seelisch misshandelt werden aus Angst vor dem Alleinsein, bzw. mit dem Leben nicht zurecht zu kommen. Die Betroffenen wirken oft unterwürfig und übernehmen auch erniedrigende oder unangenehme Aufgaben, um die Zuneigung ihrer Umwelt zu erlangen. Sie leiden in hohem Maße unter Einsamkeit, Depression, niedrigem Selbstwertgefühl. Dabei erfolgt eine hohe Anpassung an die Wünsche und Erwartungen ihrer Umwelt, eigene Bedürfnisse werden weitgehend zurückgestellt.
Depressionen, Ängste oder Phobien treten häufig hinzu.

In einigen Fällen ist die Therapie problematisch, weil der Beziehungspartner (Ehepartner oder auch Elternteil) kein grundsätzliches Interesse an einer Veränderung der Situation hat und durch sein dominantes Verhalten die Störung aufrecht erhält.

-zwanghafe (anankastische) Persönlichkeitsstörung:
Menschen mit dieser Störung sind übermässig mit Perfektionismus, Ordnung und Kontrolle ihrer Umwelt und der eigenen Person beschäftigt. Dabei können sie den selbst gesetzten extremen Anforderungen kaum gerecht werden, sind nie mit ihrer Leistung zufrieden und stehen sich selbst im Weg. Sie fixieren sich bei Tätigkeiten auf organisatorische, logistische, teils unwesentliche Details, Regeln, wollen alles perfekt machen und verlieren das Ziel aus den Augen, weswegen sie bei aller Mühe ihre Aufgaben oft unvollständig oder zu spät erledigen. Hinzu kommt eine ausgeprägte Unentschlossenheit und das Aufschieben wichtiger Entscheidungen aus Furcht vor Fehlern. Sie wirken pedantisch,rigide und eigensinnig und sind in ihren Beziehungen oft formell und oberflächlich.
Wesentlich ist auch ihre geringe Flexibilität im beruflichen als auch sozialen Bereich. Nicht nur die streng auferlegten Leistungsmaßstäbe sondern auch ihre unflexiblen Ansprüche an moralische und ethische Werte erschwert das Zusammenleben mit anderen, vielfach spielen sie den Moralapostel. Vergnügen und zwischenmenschliche Beziehungen werden vernachlässigt, auch das Gefühlsleben soll organisiert  und geregelt ablaufen. Häufiger als im Durchschnitt finden sich auch Zwangserkrankungen, zumindest aber das Andrängen unerwünschter Gedanken und Impulsen.

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